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Wenn ich unsere Arbeit Revue passieren lasse, dann haben wir uns von der Mücke zum Elefanten entwickelt. Drei Jahre ist es inzwischen her, dass ich vor dem rechts neben meinem Schreibtisch an der Wand hängenden Poster zur Biochemie der Zelle gesessen habe und auf die vielen Ergänzungen und Korrekturen blickte.

Mir kam der Gedanke: Was Du da ergänzt hast, versucht eigentlich nur ein vollständiges Bild der Zelle zu erschaffen. So etwas gibt es bestimmt schon – kauf Dir doch einfach ein anderes Poster! Also Internetbrowser angeschmissen, Google und Amazon mit einigen Schlagwörtern wie ‘Plakat der menschlichen Zelle’, ‘Zellposter’ u.ä. befüttert und Ergbnisse sichten – nichts. Dann halt die englische Variante ‘Poster of the human cell’ – erfolglos. ‘Picture of the human cell’, nette Bilder, aber halt das, was man vom Biologieunterricht in der 10. Klasse kennt: Eine kleine Zelle mit ein paar Strichen, die man dann beschriften soll. Aus meinem Grübeln wurde eine Mischung von Enttäuschung und Entsetzen. Es konnte doch nicht sein, dass noch keiner die menschliche Zelle etwas detailreicher dargestellt hatte…

Wenn man mir gesagt hätte: Max es wird sich über gute drei Jahre ziehen und zwei komplette Semesterferien benötigen, Deine verrückte Idee umzusetzen… Ich denke, ich hätte die Idee damals verworfen. Sie lautete: Eine Karte mit allen Prozessen und Strukturen der menschlichen Zelle erstellen.

Vom ersten Enthusiasmus beflügelt nahm ich mir das erste Fachbuch vor, um zu recherchieren und nach guten Darstellungen Ausschau zu halten. Dann das zweite Buch, dann das dritte – zum Schluss hatte ich mehr als 20 Bücher intensiv durchgearbeitet.

Ich merkte langsam, die Mücke wird zum Käfer, vielleicht ging es schon um einen kleinen Hund.

Doch irgendwann konnte ich, inzwischen waren einige Monate vergangen, anfangen selbst Skizzen zu entwickeln bzw. erste Zeichnungen am Computer zu erstellen. Aber mit welcher Software? Wieder Recherche, ausprobieren, zeichnen, irgendwann „Ende Gelände“ – backup, delete, restore – nächster Versuch.

Glücklicherweise kamen irgendwann Linn – eine künstlerisch hochbegabte Kommilitonin – und mein Bruder Felix – Sportstudent mit besten Grafik- und Videokenntnissen – dazu. Im Team, das habe ich schnell gemerkt, lässt es sich noch professioneller und effektiver arbeiten und vor allem macht es mehr Spaß :). Denn jetzt ging es Schlag auf Schlag! Wir mieteten uns für zwei Wochen im GATEWAY Gründungsservice der Universität Köln ein. Zusammen mit anderen ‘Start-Ups’ arbeiten wir über das gewöhnliche Stundenkontingent hinaus, bestellten eine Menge Pizzen und hatten viele verrückte Ideen, die sich als wegweisend herausstellen sollten. Und nach zwei Wochen:

Hurra! Der Elefant war endlich geboren! In unserem Video https://www.youtube.com/watch?v=cYujkNdsjbs könnt Ihr verfolgen, wie es sich von den ersten Kritzel-Zeichnungen zu dem jetzt fertigen Poster entwickelte.

An was man nicht denkt, wenn man ein nettes Projekt mit einem bestimmten Ziel bearbeitet, sind die ganzen Unter- und Nebenprojekte, die sich zwingend daraus ergeben. Papier aussuchen, wie wird gedruckt, welche Farben und wie verpacken? Wen sollten wir wie informieren, dass das Poster fertig war? Daneben waren Fragen mit Steuerberater, Finanzamt und Banken zu klären. Ich glaube es ist nicht übertrieben zu sagen, dass mindestens ein Viertel der Zeit für diese Dinge drauf gegangen ist. Wahrscheinlich werden wir über unsere ‚Nebenprojekte‘, in die wir etwas unverhofft hineingestolpert sind, einen extra Blog schreiben. Unser Elefant hatte quasi kleine Kinder bekommen, die es zu betreuen galt 😉

Um diesen Blog etwas schlanker zu machen, habe ich viele relevante Etappen der Entstehungsgeschichte von MeCell übersprungen: das Verteilen von Test-Versionen an Studenten in Köln, die Entwicklung von MeCell Maps und und und. Aber auch hier verweise ich auf mögliche zukünftige Blogs.

Im Rückblick kann ich sagen, dass die naive “Mückensicht” manchmal für Projekte ganz hilfreich sein kann. Denn hätte ich gewusst, dass wir „elefantös“ werden (müssen), um unsere Vision umzusetzen, dann hätte ich mich wahrscheinlich damit abgefunden, dass mein damals gekauftes Poster eben nicht meinen Ansprüchen genügt.